Jahreskreisfeste und Brauchtum

Der Keltische Jahreskreislauf

 

Wintersonnenwende – Yule

Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende – in der dunkelsten Nacht des Jahres wird die Sonne neu geboren. Dies wurde von den Menschen schon seit vielen tausend Jahren gefeiert. Yule, so hieß das ursprüngliche Weihnachtsfest, symbolisiert die Hoffnung auf das wiederkehrende Licht und die lebenserhaltende Kraft in der dunklen Zeit.

Ein halbes Jahr ist seit der Sommersonnenwende vergangen, in dem die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger wurden. Im Herbst fielen die Blätter von den Bäumen, die Natur starb langsam ab, der Nebel und das nasskalte Wetter verdüsterte und erschwerte den Alltag. Dunkelheit, Stille und Tod waren oft die Themen, mit denen die Menschen zu kämpfen hatten.

 

Die Rauhnächte

Die Rauhnächte oder Rauchnächte werden auch als ‚Zeit zwischen der Zeit‘ bezeichnet. Diese Zwischenzeit war eine heilige Zeit; es waren Nächte, die dem Feiern, dem Orakeln, dem Abschließen des alten Jahres und dem Beginnen des neuen Jahres, gewidmet waren. Die Rauhnächte liegen zwischen der Wintersonnenwende/Yule am 21. Dezember und dem 6. Januar.

Die Bezeichnung Rauhnächte leitet sich zum einen von dem Wort ‚Rauh‘ ab; damit ist die rauhe Winterzeit gemeint, in der die wilde Jagd mit seinen Reitern am Himmel entlang zieht und ihr Unwesen treibt. Zum anderen leiten sich die Rauhnächte auch von dem Wort ‚Rauch‘ ab. Um Dämonen und böse Geister zu vertreiben und neue kraftvolle und heilbringende Energien anzuziehen, wurden in dieser Zeit täglich Haus und Stallungen samt ihrer Bewohner beräuchert. In manchen Gegenden, vor allem im Alpengebiet, hat sich der Brauch des Räucherns während der Rauhnächte bis heute erhalten. Auch wir können in den Rauhnächten unsere modernen Geister und Dämonen (unsere negativen Gedanken und alles Belastende) los werden, indem wir regelmäßig räuchern.

Die Natur ist an ihrem absoluten Nullpunkt angekommen und steht geradezu still. Auch wir Menschen sollten uns in dieser Zeit öfter zurück ziehen, ruhig werden und bei uns selbst ankommen. Wir sollten das alte Jahr abschließen und hinter uns lassen. Die Zeit ist wunderbar geeignet um das Orakel fürs neue Jahr zu befragen, oder einfach, um neue Pläne zu schmieden und neue Visionen und Lebenswege zu finden. Die Übergänge zur ‚Anderswelt‘ sind in dieser Zeit besonders durchlässig und es gelingt uns leichter mit unseren geistigen Helfern in Kontakt zu treten und sie um Hilfe und Rat für das kommende Jahr zu bitten.

 

Räuchermischung Rauhnächte

2 Teile Fichtenharz

1 Teil Angelikawurzel

1 Teil Salbei

½ Teil Mistel

 

Lichtmess – Imbolc – Brighid

In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar wird Lichtmess gefeiert, das keltische Imbolc oder auch das Fest der Brigid.

Obwohl die Natur noch in winterlicher Starre verharrt, werden die Tage langsam aber stetig länger. Die Sonne geht jeden Tag ein bißchen früher auf und abends ist es länger hell. Die Wiederkehr des Lichtes und das Aufkeimen des Lebens, einhergehend mit Fruchtbarkeit und Erneuerung, werden an Imbolc gefeiert.

Brigid die Lichtgöttin (die vom Strahlenkranz umgebene), löst damit Percht, die Göttin die den Winter beherrschte, ab und die Macht des Winters wird langsam gebrochen.

Ein alter Brauch zu Imbolc ist es, Bänder nach draussen zu hängen, damit sie von Brighid gesegnet werden. Diese Bänder verwende ich später, um Geschenke für liebe Menschen einzupacken.

 

Ostara oder Frühlings-/Tag- und Nachtgleiche

„Wie Samen, die unter der Schneedecke träumen,

träumen eure Herzen vom Frühling.

Vertraut diesen Träumen,

denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit“

Khalil Gibran, Der Prophet

Ostara ist die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche und wird um den 21. März gefeiert. Ab jetzt werden die Tage länger als die Nächte sein. Der Frühling wird wiedergeboren, die Sonne gewinnt zunehmend an Kraft und die Zeit des Wachstums und der Fruchtbarkeit beginnt. Licht und Dunkel befinden sich im Einklang.

Die Zugvögel kehren als Frühlingsboten aus dem warmen Süden zurück und überall beginnt es zu blühen. Für die Menschen beginnt die Zeit, in der sie die Felder für ihre Saat fruchtbar machen. Als Zeichen der Fruchtbarkeit steht der Hase, der auch als Begleiter der Frühlingsgöttin Ostara gilt.

Ein weiteres Symbol für Fruchtbarkeit sind rote Eier. Die Farbe ist deshalb wichtig, weil Rot in vielen Kulturen für das Leben steht.

Die Kelten und Germanen brachten der Göttin Ostara Eieropfer. Für sie waren Eier ein Sinnbild für die im Frühling erwachende Natur.

Der Gleichstand von Licht und Dunkelheit und die Rückkehr der Sonne wird vielerorts mit Feuern begrüßt.

Eine besondere Form des Ostarafeuers sind brennende Räder aus Stroh, die von einem Berg aus ins Tal gerollt werden. Auch dieser Brauch hat sich im Alpenraum bis heute gehalten und sorgt jährlich für viele Zuschauer.

 

Beltane oder Walpurgisnacht

Beltane ist der keltische Name des großen Frühlingsfestes (vom 30. April auf den 1. Mai)und wird als das Fest der Fülle und als Beginn der warmen Jahreszeit gefeiert. Die Natur steht in voller Blüte und bereitet sich auf den Sommer vor. Der Frühling ist in vollem Gange und der harte Winter endgültig überstanden – die Tage sind bereits deutlich länger als die Nächte. In dieser Zeit erlebt die Fruchtbarkeit ihren Höhepunkt, die Natur sprießt und gedeiht, wächst und vermehrt sich. Die männliche Kraft der Sonne verbindet sich mit der weiblichen Kraft der Erde.

Traditionell werden (Mai-)Feuer angezündet. In manchen Regionen nutzen die Menschen bis heute die reinigende Kraft des Feuers und springen darüber oder treiben die Tiere durch die niedergebrannte Glut, um für das kommende Jahr vor Krankheit geschützt zu sein. Auch werden bis zum heutigen Tag die Felder gesegnet, damit sie reichhaltige Frucht tragen – dies ist regional aber unterschiedlich.

Walpurgisnacht

Der Name Walpurgisnacht leitet sich von Walburga (auch Walpurga oder Walpurgis) ab, einer Äbtissin aus England (710–779). Der Gedenktag dieser Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert. Die neun Tage davor wurden als Walpurgistage bezeichnet, das Läuten von Glocken zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe wird örtlich auch als Walpern beschrieben. Die christliche Walpurgisnacht sollte das heidnische Beltane ablösen.

 

Sommersonnenwende – Mitsommer – Sommeranfang

Sommersonnenwende
Nun die Sonne soll vollenden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean!
Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur,
Und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.

Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft’gen Tal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunknen Strahl.

von Ludwig Uhland (1787-1862)

Am 21. Juni ist Sommersonnenwende. Die Sonne erreicht ihren höchsten Stand, bevor die Nächte langsam wieder länger und die Tage kürzer werden. Das Mitsommerfest, wie es in den nordischen Ländern auch genannt wird, ist ein Fest der Freude und des Dankes. Es ist eine sorglose Zeit – alles wächst und gedeiht und vieles kann schon geerntet werden.

In keltischer und germanischer Zeit, wurden Dankes- und Freudenfeuer entzündet und es wurde um das Feuer getanzt, um den höchsten Sonnenstand zu feiern. Die Menschen trugen Gürtel oder Kränze im Haar die unter anderem Beifuß, Gundermann, Eisenkraut und Johanniskraut enthielten. Beifuß und Gundermann deshalb, weil sie die Hellsichtigkeit bei hierfür offenen und sensiblen Menschen stärkten und Eisenkraut, weil es abhärtet und Schutz vor Krankheiten brachte.

Zur Sommersonnenwende werden heute noch die wichtigsten Kräuter gesammelt – allen voran das Johanniskraut, aber auch der Beifuß, Eisenkraut, Kamille, Holunderblüten, Schafgarbe, Gundermann, Ringelblume und Königskerze. Die Sonnenenergie ist dann am höchsten und in der kalten, dunklen Winterzeit sind das die Pflanzen, die heilsam auf Seele und Körper wirken und ihre gespeicherte Sonnenenergie an uns abgeben.

Ein alter Brauch hat sich in meiner Familie bis zum heutigen Tag erhalten: am Sonnwendtag binde ich für meine Familie einen Beifußkranz, den wir an diesem Abend segnen und dabei um Schutz für uns bitten. Am nächsten Tag hänge ich diesen Kranz, der uns bis zur nächsten Sommersonnenwende beschützen soll, im Haus auf. Der Kranz aus dem Vorjahr wird im Feuer verbrannt.

 

Mabon – Herbst-/Tag- und Nachtgleiche – Herbstanfang

Tag und Nacht im Gleichgewicht
Für die Dauer eines Augenblicks
Sommer von Winter abgelöst
So ist der Lauf im Jahreskreis

Der Wendepunkt ist erreicht
Nächte länger, Tage kürzer
Durchschreiten wir das Tor
Zur langen Dunkelheit

Bäume und Sträucher geh’n bald zu ruh
Die Blätter schweben der Erde zu
Sie schillern in gelb und rot
Gehen ihrem Ende zu

Doch ist’s kein Grund für Trauer
Es ist Erntezeit in der Götter Land
Prall hängen Früchte an den Bäumen
Die in allen Farben leuchten

Dankt den Göttern für Licht und Wärme
Für gute Ernten, die uns ernähren werden
Ihnen zu ehren wir ein Feuer entzünden
Lachend, tanzend, singend unseren Dank verkündend
Tyrion MacCrann

Zwischen dem 21. und 23. September wird Mabon gefeiert. Zum zweiten Mal im Jahr sind Tag und Nacht gleich lang. Die Ernte des Jahres ist eingebracht, Stille kehrt ein und die Natur bereitet sich auf die dunkle Jahreszeit vor.

Es ist die Zeit, in der wir alle reifen Früchte ernten und uns für die Gaben der Natur bedanken – wir feiern Erntedank mit frischen Früchten, Getreide, Pilzen und Nüssen.

Für uns persönlich ist das Erntedankfest eine gute Gelegenheit, um inne zu halten und auf das vergangene Jahr zurück zu rückblicken; wir danken für alles, was uns im vergangenen Jahr geschenkt wurde – und wir danken uns selbst für alles, was wir gearbeitet und geleistet haben.

Bevor sich die Natur vollständig zurückzieht, zeigt sie sich noch einmal in ganz besonderer Fülle und Pracht. Viele Früchte sind jetzt reif und wir freuen uns über die Ernte aus unserem Garten. Die gesammelten Heilkräuter verarbeite ich zu Tees, Salben und Tinkturen, die im Winter als wichtige Heilmittel dienen.

Altweibersommer

Ende September zieht sich die Natur mehr und mehr zurück. Häufig liegt morgens Nebel über dem Land, es ist kühl und feucht. Es ist die Zeit des Altweibersommers; die Spinnen weben ihre Fäden, die bedeckt mit Tau das ganze Land überziehen und ein goldenes, leicht wärmendes Sonnenlicht umgibt uns.

 

Samhain – das Ahnenfest – Ende des keltischen Jahreskreises

Unsere Ahnen sind unsere Wurzeln.

wenn wir sie ehren,

an sie denken und sie achten,

kann dies eine große Kraft

für unser Leben bedeuten

Der Vorläufer von Halloween wurde in Irland schon vor 5000 Jahren als das keltische Fest Samhain gefeiert und zählt somit zu den ältesten Festtagen der Menschheit.

Samhain (ausgesprochen etwa wie Sa-u-in) bedeutet soviel wie das Ende des Sommers. Zu Samhain endete das alte Jahr und das neue begann. Die Arbeiten auf dem Feld waren abgeschlossen und die Vorräte für den Winter eingebracht. Tiere, die nicht über den Winter gebracht werden konnten, wurden geschlachtet und die Großfamilie feierte ein gemeinsames Fest.

 

Samhain stand aber noch unter einem anderen Zeichen:
Die Kelten teilten das Jahr in Tag und Nacht ein. Der Tag dauerte ein halbes Jahr und bedeutete die helle Jahreszeit. Die Nacht dauerte ebenfalls ein halbes Jahr und damit war die dunkle Jahreszeit gemeint. Weil das alte Jahr bei Einbruch der Dunkelheit endete und das neue erst mit Tagesanbruch begann, war die dazwischenliegende Nacht ein (Zeit)-Raum in dem die Schleier zu anderen Welten besonders dünn waren. Man glaubte, dass die Seelen verstorbener Ahnen an diesem Abend an den Ort ihres früheren Lebens zurück kehren und ehrte die „Besucher“ indem Speisen und Getränke bereitgestellt wurden. Auch Lichter wurden entzündet, damit sich die Seelen nicht verirrten.

 

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